Religiöser Abfall

Gleich vorweg: Das Tier auf dem Bild ist ein Wombat, der mit dem Inhalt dieses Beitrags nichts zu tun hat. Ich entschuldige mich vorab schon mal in aller Form bei allen geneigten Wombatfreunden unter den Lesern meines Blogs, die ich hinterhältig eingefangen habe und die nur aufgrund des Wombats auf dem Bild auf den Artikel geklickt haben. Warum das alles? Es geht nämlich im Folgenden um Religion. Und in diesem Fall ein geeignetes Bild zu finden, das sich in seiner Symbolik nicht auf eine bestimmte Konfession bezieht, und auch nicht durch vollkommen übertriebenen Kitsch auffällt, war ich gezwungen ein Bild auszuwählen, das mit Religion scheinbar nichts zu tun hat. In aller Form entschuldige ich mich auch bei der Wombättin (es handelt sich um ein Weibchen).

So, nun aber zur Sache. Aus den Memoiren von Richard Feynman:

„Die Künstler sind am Ende: sie haben überhaupt kein Thema! Früher hatten sie religiöse Themen, aber sie haben ihren religiösen Glauben verloren, und jetzt haben sie nichts mehr. Die technische Welt, in der sie leben, verstehen sie nicht; sie haben keine Ahnung von der Schönheit der wirklichen – der wissenschaftlichen – Welt, und deshalb tragen sie nichts in sich, was sie malen könnten.”

Hier stimme ich nicht überein: Ich halte es für einen Irrglauben, zu sagen, dass das Religiöse als Thema auch für die zeitgenössische Literatur weggebrochen ist. Es ist weggebrochen, aber nicht ersatzlos. Ansonsten sähe es düster aus für die Autoren heutzutage: Für Technik sind sie zu dumm und Religion ist einfach out – so könnte man Feynmans Aussage etwas zuspitzen.

Wie langweilig aber wäre das, wenn die Welt nur daraus bestehen würde. Zunächst hat die Literatur immer über Sinnkrisen und subjektive Entwicklungen von Individuen geschrieben. Das mag früher eher aus einer religiösen Motivation heraus geschehen sein als heute – das ändert jedoch nichts am Tatbestand: Menschen machen Erfahrungen und transformieren diese ob der erfahrenen Sinnlosigkeit unter höheren Gesichtspunkten zu Literatur, die dann doch wieder nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten funktioniert.

Diese Erfahrungen machen die Menschen aber unabhängig von Technik und Religion, folglich gibt es natürlich immer Literatur. Die Kritik von Richard Feynman schert dann doch zu sehr alles über einen Kamm. Man könnte sogar noch weiter gehen und sagen: Gerade weil die Religion als stinnstiftende Instanz heute ausgefallen ist, braucht es Kräfte, die in diese Lücke stoßen. Die gesunkene Bedeutung der Religion (zumindest in Mitteleuropa oder zumindest in Deutschland) macht den Weg frei für die Kunst als… ja, als was? Was löst die Kunst denn dann genau ab? Darüber dürfte noch zu sprechen sein.

Bild: Juvenile Wombat (Female) von Denis Fox (unter CC BY-NC 2.0) – zugeschnitten und bearbeitet von mir

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